Neulich im Restaurant: „Malte, wenn du jetzt nicht ruhig sitzt, dann bestellen wir das Essen wieder ab und gehen sofort nach Hause.“
Solche Sätze kennt jeder von uns. Manche aus der Beobachterperspektive, manche aus der eigenen Kindheit und manche aus dem eigenen Repertoire an Kurzschlussreaktionen 😉
Und wie es weiterging, kannst du dir denken.
A) Malte erstarrt zur Salzsäule und benimmt sich wie Graf Knigge persönlich.
B) Malte benimmt sich weiterhin nicht, die Eltern bezahlen schnell und verschwinden.
C) Malte bleibt Malte, steckt sich Fritten in die Nase und gurgelt Kinderlieder mit Fanta.
Wir müssen nicht auflösen, welche Antwort stimmt. Das Ganze war so vorhersehbar wie eine Folge Barbara Salesch.
Viele von uns sprechen Drohungen aus, wenn sie sich überfordert fühlen. Das ist menschlich, allerdings gefährlich. Eine Drohung, die nicht umgesetzt wird, verliert sofort ihre Wirkung. Menschen lernen schließlich durch Versuch und Irrtum. Malte ignoriert den Satz seiner Eltern. Das funktioniert erstaunlich gut und wird später zu einem Muster.
Gefahr Nummer zwei: Menschen reagieren schlecht auf Drohungen. Wer droht, wird nicht als Partner wahrgenommen. Er wird zu jemandem, dem man ausweichen möchte oder dem man im Zweifel etwas entgegensetzen will. Drohungen erzeugen immer Spannung und oft ein kleines Gleichgewicht der Schreckmomente. Ein harmonischer Umgang sieht anders aus.
Wie kannst du in Alltagssituationen trotzdem klar sagen, welche Konsequenzen möglich sind, ohne dein Gegenüber zu bedrohen? Mit einer Warnung. Und dafür muss man den Unterschied kennen.
Eine Drohung besteht aus der sofortigen Ankündigung unangenehmer Folgen, wenn der andere nicht das tut, was wir möchten. Eine Warnung macht lediglich auf Risiken aufmerksam, die sich aus dem Verhalten des anderen ergeben können.
Ein Beispiel aus meiner beruflichen Praxis im Einkauf.
Drohung:
„Wenn Sie an Ihrer Preiserhöhung festhalten, suchen wir uns sofort einen anderen Lieferanten.“
Das klingt kraftvoll, ist jedoch selten sinnvoll. Denn wenn die Preiserhöhung marktüblich ist, bleibt nur der Gesichtsverlust.
Warnung:
„Wenn Sie Ihrer Preiserhöhung festhalten, sind wir laut Einkaufshandbuch verpflichtet, unseren Bedarf auszuschreiben. Es gibt einige Unternehmen, die auf so eine Chance warten. Das wissen Sie vermutlich selbst am besten.“
Hier liegt der Unterschied. Die Drohung erzeugt Druck und Konfrontation. Die Warnung öffnet den Blick auf Möglichkeiten und aktiviert die Vorstellungskraft des Gegenübers. Warnungen schaffen einen Hinweis, keine Fronten.
Zurück zu Malte. Was hätten seine Eltern warnend sagen können?
Zum Beispiel: „Malte, wenn du dich nicht anständig benimmst, können wir dich beim nächsten Restaurantbesuch nicht wieder mitnehmen, weil die anderen Gäste in Ruhe essen wollen.“
So kannst du künftig selbst klare Grenzen setzen, ohne Fronten aufzubauen. Verzichte auf Drohungen und nutze lieber Warnungen, die dein Gegenüber ernst nehmen und gleichzeitig Orientierung geben.




