Du kennst das bestimmt: Du hast eine Diskussion mit jemandem und hast alle Argumente auf deiner Seite. Klug wie bei einem Kartenspiel legst du sie Stück für Stück vor dir ab. Im Kopf planst du schon die logischen Schritte deiner unwiderlegbaren Kette. Aber Pustekuchen. Stattdessen bekommst du Killerphrasen, Scheinargumente oder unbelegte Mutmaßungen serviert.
Du bleibst geduldig, erklärst noch einmal. Und noch einmal. Und noch einmal.
Langsam merkst du, wie dein Blut in Wallung kommt. Warum begreift der das nicht? Dieser Holzkopf! Vielleicht liegt es ja nur an der Verständlichkeit, also wirst du lauter und betonst jedes Wort besonders deutlich. Das wird helfen, oder? Nicht? Dann noch lauter.
Ehe du dich versiehst, steckst du in einem Streitgespräch mit der intellektuellen Qualität einer niederbayerischen Wirtshausschlägerei. Nachgeben kommt überhaupt nicht infrage. Erstens hast du recht. Zweitens auch. Und drittens soll dieser Betonkopf mit seiner Mischung aus Sturheit und Blödheit nicht auch noch als Sieger dastehen.
Als ob das nicht schon genug wäre, seid ihr bei dieser Diskussion auch noch umringt von Zaungästen, die euch beim verbalen Duell beobachten. Wetten wären willkommen, die sensationshungrige Meute würde sofort beginnen, die Einsätze zu platzieren.
Längst geht es nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch ums Gewinnen.
Du kämpfst darum, dein Gesicht nicht zu verlieren und merkst dabei gar nicht, dass du es in den Augen anderer längst getan hast.
Lass es nicht so weit kommen. Lass dich, wie in dem Titelbild, nicht von einem Dummkopf auf sein Niveau herunterziehen. Denn das Zitat, das dieser Überschrift zugrunde liegt, geht so weiter:
„Streite dich nie mit einem Dummkopf. Es könnte sein, dass die Zuschauer den Unterschied nicht bemerken.“
Mark Twain
Der Klügere gibt nach,
heißt es im Sprichwort. Und für Kleinigkeiten stimmt das auch. Doch natürlich nicht immer. Sonst kratzt dir irgendwann jeder mit bloßer Beharrlichkeit die Butter vom Brot. Es gibt Positionen, die du verteidigen musst und sollst.
Wie also bleibst du souverän, wenn andere aus Prinzip auf Stur schalten?
Drei Wege, klug zu bleiben, wenn andere nur blocken wollen:
- Setze deine Argumente in der richtigen Reihenfolge ein.
Viele beginnen mit ihrem besten Argument. Wird das mit einer Killerphrase abgeschmettert, folgt das zweitbeste, dann das dritte, bis du leer bist. Besser: Starte mit dem schwächsten Argument und arbeite dich bis zur Nummer eins hoch. - Stimme deinem Gegenüber zunächst zu, vermeide jedoch das „Aber“.
Wie und warum das wirkt, liest du hier: Alles vor dem Aber ist Käsekram. - Wenn gar nichts mehr geht, vertage das Gespräch.
Sag einfach: „Ich glaube, das Thema ist komplexer, als gedacht. Lass uns morgen noch einmal in Ruhe drüber sprechen.“ So gibst du dem anderen Zeit, nachzudenken, und meist läuft das Gespräch am nächsten Tag deutlich besser.
Und ein Extratipp für die ach so beliebten Streitgespräche per Mail:
Wenn du merkst, dass eine Diskussion aus dem Ruder läuft, greif zum Telefon. Und wenn das nicht geht, antworte zumindest nur deinem Gesprächspartner, ohne die halbe Firma im cc. Lass sie erst wieder dazukommen, wenn es ein Ergebnis gibt.
Vor einigen Jahren hat mir jemand ein Bild beschrieben, das dir vielleicht hilft, solche Situationen künftig mit einem Lächeln zu meistern:
„Mit einem Dummkopf zu streiten ist, als würdest du mit einer Taube Schach spielen.
Am Ende schmeißt sie alle Figuren um, scheißt das Brett voll und stolziert herum, als hätte sie gewonnen.“
Ich wünsche dir einen guten Start in die Woche und viel Freude dabei, ruhig zu bleiben, wenn für deine Argumente unzugänglich sind.




