So, hör mal gut zu …
Keine Sorge, klicke nicht gleich weg, es ist nur ein Beispiel. Aber genau solche Anfänge killen ein Gespräch schneller als der schlechteste Smalltalk übers Wetter. Sie machen dicht, klingen wie ein Befehl und niemand hört freiwillig gern einem Oberlehrer zu.
Das Tückische: Niemand setzt sich morgens hin und denkt „Heute nerve ich mal meine Gesprächspartner.“ Meistens sind es alte Sprachgewohnheiten, die sich irgendwann eingeschlichen haben. Man hat sie irgendwo gehört, ausprobiert, Erfolg gehabt und plötzlich übernimmt das Gehirn die Floskel als Standard-Einstieg. Praktisch wie ein Autopilot, der automatisch startet, wenn uns die Worte fehlen.
Du hast noch gar nicht richtig angefangen und dein:e Gesprächspartner:in ist gedanklich schon kilometerweit weg.
Das hängt mit zwei Dingen zusammen: Zunächst gleicht unser:e Gesprächspartner:in das Gehörte mit gemachten Erfahrungen ab. Klingt es nach einem guten Freund, ist alles super, es wird weiter zugehört. Klingt es nach dem ungeliebten Mathelehrer aus der 6b, au weia. Gesteigert wird der Effekt dadurch, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne durch Reizüberflutung immer weiter sinkt. Wir haben viel weniger Geduld als noch vor Jahren. Es wird schon nach Sekunden radikal abgeschaltet. Die Chance für ein gutes Gespräch ist dahin.
Hier fünf Beispiele für apokalyptische Satzanfänge, die jedes Gespräch im Keim ersticken:
- „So, jetzt hör mal …“
Funktioniert vielleicht bei Hunden, nicht bei Menschen. - „Jetzt mal ehrlich …“
Unterstellt, dass vorher gelogen wurde. Vertrauen ade. - „Jetzt mal zum Mitschreiben …“
Oberlehrer-Alarm. Dialog wird zum Diktat. - „Ich erklär’s mal ganz einfach …“
Klingt wie „Ich erklär es dir für Dumme.“ Danke auch. - „Ich will hier niemandem zu nahe treten, aber …“
Jeder weiß, was jetzt passiert: Jetzt gibt’s eins vor die Futterluke.
Zwischen einem guten und einem miesen Gesprächseinstieg liegen oft nur ein paar ählte Worte. Und doch sind es in der Wirkung Welten.
„Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen.“
– Mark Twain
Wie du deine Gesprächsgewohnheiten knackst
- Selbst-Check: Nimm dich auf oder bitte jemanden, dir diese Floskeln ehrlich zurückzumelden.
- Trigger suchen: Meist kommen sie in Stress, Ungeduld oder wenn du dich unsicher fühlst.
- Pause statt Floskel: Nichts sagen ist besser, als Unsinn sagen. Kurze Stille wirkt souverän.
- Direkt starten: Fang mit der Botschaft an. Klar, freundlich, auf Augenhöhe.
Was sich positiv für dich verändert
Wenn du dir angewöhnst, deine Gespräche im Anschluss zu reflektieren und Gesprächsstarts bewusst zu wählen, verändert sich mehr, als du denkst. Dein Gegenüber fühlt sich mitgenommen, Gespräche laufen entspannter und selbst schwierige Themen kommen auf den Tisch, ohne dass jemand sofort blockt. Noch besser: Mach dir direkt nach wichtigen Gesprächen ein paar Stichpunkte. Welche Einstiege haben funktioniert, welche haben gebremst? Schon nach kurzer Zeit erkennst du Muster und deine Sprache wird klarer, freundlicher und wirkungsvoller.




